Familiengeschichte der Batthyánys

Die Familie Batthyány zählt zu den ältesten ungarischen Magnatenfamilien.

Ihr Ursprung wird gerne auf das Geschlecht der Eörs (Örs oder Urs) zurückgeführt, das sich am Nordufer des Plattensees niederließ und 970 erstmals erwähnt wurde. Auch Belus, erwähnt im Jahre 1150 und ein Nachkommen der Eors, wird gerne als Ahne der Batthyány genannt. Er war Ban von Kroatien und Palatin von Ungarn. Sein Sohn Miska (†1214) war Erzieher des späteren König Béla III. Ein Bildnis von Miskas Sohn Renold ist Teil der Batthyány´schen Ahnengalerie auf Burg Güssing.

Die Stammreihe der Batthyánys beginnt mit Nikolaus (Miklós) de Kövágóörs, (1341 –1376), der eine Katharina Batthyány heiratete. Sein Sohn Georg de Kövágóörs, ab 1370 Burghauptmann von Esztergom (Gran), erhält 1398 von König Sigismund für seine Verdienste im Kampf gegen die Türken das Gut Batthyán mit dem Marktstädtchen Polgárdi (Komitat Fejér). Nach diesem Gut führen die Nachkommen des Georg de Kövágóörs, Albert († 1435) und Ladislaus, fortan den Namen Batthyány.

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Im Folgenden nur auszugsweise und chronologisch einige Persönlichkeiten der Familie Batthyány im Laufe der Jahrhunderte.

16.Jahrhundert

Balthasar I. († 1520)

Ein Enkel des Albert Batthyany, ist Obersthofmeister. Er erhält von König Mathias Corvinus I 1481 den Wappenbrief. 1483 wird er Burghauptmann von Köszeg (Güns), 1489 Obergespan des Komitats Vas (Eisenburg) und 1493 Ban von Jajca und Kroatien.

Balthasar II. (1493 – 1542)

Ist Ban von Bosnien, Obersthofmeister unter König Ludwig II, und - wie die vorangegangene Generation - Burghauptmann von Köszeg. 1526 kämpft Balthasar in der Schlacht bei Mohács zusammen mit seinem jüngeren Bruder Franz I. Die Nachkommen von Balthasar führen das Erbe von Franz I., der kinderlos stirbt, weiter.

Franz I. (1497 – 1566)

Begegnet bereits in seiner Kindheit am Wiener Hof dem späteren König Ludwig II. Von ihm wird er in späteren Jahren mit hohen Ämtern betraut. So wird er Ban von Kroatien und Slawonien, königlicher Obermundschenk und Kämmerer.

Am 30. Juni 1524 erhält er von König Ludwig II. Burg und Herrschaft Güssing. Seitdem ist der Zusatz ,de Német-Ujvár’ (‚von Güssing’, ,von Deutsch Neuburg’) Bestandteil des Familiennamen der Batthyánys.

Um Kroaten von der drohenden Türkengefahr in Kroatien zu schützen, siedelt Franz I. als Ban von Kroatien ab 1538 „seine Kroaten“ in der Herrschaft Güssing an.

Bei der Schlacht von Mohács befehligte Franz I. die rechte Flanke des Ungarischen Heeres mit etwa 3000 Reitern und weiteren 1000 Fußsoldaten.

1527 erhält er von König Ferdinand I. die Herrschaft Schlaining und Rechnitz.

In seine Zeit fällt auch das Eindringen der Reformation in den Batthyányschen Einflussbereich. Seine zweite Gemahlin, Katharina Svetkovics - die in die Geschichte als besonders wohltätig und hilfsbereit den Armen gegenüber einging - war eine Anhängerin der Reformation.

Drei Jahre vor seinem Tod wird ihm noch eine Ehre zuteil: er trägt die Krone bei der Krönung von Maximilian II.

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Balthasar III. (1538 – 1590)

Erbt den gesamten Familienbesitz seines Großonkels Franz I. da sein Vater, Christoph I. († 1570), bereits in jungen Jahren gestorben ist.

Balthasar ist ein hoch gebildeter Mann, hervorragender Feldherr und ungarischer Patriot. Mit seinem Übertritt 1569 zum Protestantismus wird auch Güssing zu einem Zentrum der Reformation in Westungarn. Er ist ein Anhänger und großer Förderer des Kalvinismus. Auf allen Gütern Balthasars (in Eisenburg, Stuhlweisenburg, Tolna, Somogy, Vesztprém, die Herrschaften Rechnitz, Schlaining, den 18 Gemeinden der Örség, etc) wird er eingeführt.

1566 heiratet er seine ehemalige Spielkameradin, die 16 jährige Dorothe Zrinyi, Tochter des Helden von Szigetvár, Nikolaus Zrinyi, dessen Familie sich schon viel früher zum Protestantismus bekennt. Wie sein Großonkel Franz I. verbringt auch Balthasar seine Jugendjahre am Wiener Hof, ebenso in Paris und studiert später in Padua und wieder in Paris. Balthasar - ein Mann mit vielen Interessen - sammelt Handschriften und Bücher nicht nur katholischer Autoren und errichtet in Güssing eine Bibliothek, die mehrere tausend Bände umfasst und den Grundstock der wertvollen Klosterbibliothek in Güssing darstellt. Auch ist er sehr an Musik und Botanik interessiert. Er hält sich eine kleine Musikkapelle aus türkischen Gefangenen und spielt selber gerne die Laute. Er holt auch den bekannten holländischen Botaniker Carolus Clusius zu sich nach Güssing, nachdem dieser von Rudolf II. als ein Protestant vom Wiener Hof entlassen wird. In Güssing erforscht Clusius von türkischen Gefangenen beschaffte und damals noch unbekannte Pflanzen wie Tulpen und Kastanien. Auch siedelt Balthasar III. den aus Laibach stammenden Wanderbuchdrucker Johannes Manilus in Güssing an, der in einer von Balthasar installierten Druckerei über 10 Jahre arbeitete. So konnte Clusius hier das erste Buch zur österreichischen Pflanzenkunde, „Stiripium nomenclator Pannonicus“, verfassen.

Auch Balthasar ist - trotz schwacher Gesundheit - im Kampf gegen die Türken engagiert. Von Kaiser Ferdinand I. zum General ernannt, wurde er in Anerkennung seine Erfolge (unter anderem die Verteidigung von der Festung Kanizsa 1578 und 1587 mit 3000 Reitern, sowie der Sieg über den Pascha von Sárvár, etc) unter Rudolf II zum Bannherrn und Obertruchseß ernannt. Auch war er Mundschenk bei der Krönung von Maximilian II. und Rudolf II. und Stellvertreter des Palatins. Am 1. Februar 1590 schließlich stirbt Balthasar III. aufgrund und hinterläßt drei Kinder: Dorothea, Katharina und Franz.

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17.Jahrhundert

Graf Franz II. (1577 – 1625)

Ist Kammerherr, oberster Stallmeister und Obergespan des Ödenburger Komitates. 1603 wird er für seine Verdienste in den Grafenstand erhoben. Bereits im Jahr 1593 kämpft Franz II. gegen die Türken: bei Gran, 1595 bei Stuhlweißenburg und 1602 bei Kanizsa, wie bereits sein Vater 20 Jahre zuvor. 1605 vielen die Türken auch in die Batthyányschen Güter ein, verwüsteten das Land und verschleppten Teile der Bevölkerung in die Gefangenschaft. In dieser schwierigen Lage blieb Franz II. Kaiser Rudolf II. treu und erhält 1606 die Herrschaft Körmend.

Franz wird als Kind zu nächst in Güssing erzogen und geht später an den Hof Rudolf II.. Er ist ein Liebhaber der Musik, der Dichtkunst und - wie sein Vater - mächtiger Schutzherr der Protestanten.

1607 heiratet er Eva Poppel von Lobkowicz. Durch diese Vermählung kommt die Familie in den Besitz von Neuhaus/Dobra, Szentgothárd, Rakicsán, Bicske (Komitat Fehér), etc. Diese Güter schließen direkt an die Herrschaft in Güssing und Körmend an.

Bei der Krönung von Ferdinand II. träg Franz II. das Schwert des heiligen Stefan. 1620 aber kämpft er aber an der Seite Bethlens gegen den Kaiser und Esterházy; Franz setzt sogar eine türkische Hilfstruppe aus Kanizsa ein, da er die Religionsfreiheit gefährdet sieht. Nach dem Frieden von Nikolsburg normalisieren sich die Beziehungen zwischen Kaiserhaus und Franz II. wieder. Er stirbt am 13. September 1625 in Schlaining.

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Graf Adam I. (1609 – 1659)

Übernimmt nach seiner Volljährigkeit das Erbe seines Vaters Franz. Er wird auch gerne als Stammvater der Familie im engeren Sinn betrachtet. Wohl am bedeutendsten ist seine Bekehrung zum katholischen Glauben – mit all seinen Konsequenzen.

Er wird zunächst von seinen Eltern im Protestantismus erzogen. Die Streitigkeiten zwischen den lutherischen Anhängern und den Kalvinisten in Güssing aber missfallen ihm. Dagegen sind es die religiöse Atmosphäre am Wiener Hof Ferdinand II., der er als Jüngling ausgesetzt ist und die Ermunterung des Kardinal von Gran, Peter Pázmány, die Adam langsam zur katholischen Kirche zurück finden lassen. So ist hier von einer wahrhaften Bekehrung zu sprechen. Adam tritt schließlich – nach längerem inneren Ringen – aus Überzeugung und öffentlich zu Ostern 1630 anlässlich seiner Osterbeichte und Kommunion zum katholischen Glauben über. 1638 lädt er die Franziskaner der Marianerprovinz aus Ungarn ein, in Güssing ein Kloster zu gründen. Mit seinem Stifterbrief siedelte er sie 1649 endgültig an, und begründet damit das Kloster, die Kirche und die Familiengruft, die bis heute die letzte Ruhestätte der Batthyány ist.

Am Wiener Hof schließt Adam Bekanntschaft mit der Hofdame Aurora Katharina Freiin von Formentini aus Görz (Friaul), die er am 3. Februar 1632 in der Wiener Schlosskapelle unter Beisein des Kaisers und der Kaiserin, heiratet.

Nikolaus Zrinyi bezeichnet Adam I. als „Säule des Vaterlandes.“ Als Generalkapitän von Transdanubien, kaiserlicher Kämmerer und General eines Kavallerieregiments kämpft er an den Grenzgebieten 25 Jahre hindurch gegen die Türken; schon 1641 bei Raab, Ödenburg und Pressburg. 1654 besiegten die Batthyányschen Husaren bei Stuhlweißenburg den Pascha von Kanizsa. Hier erleidet Adam einen Schlaganfall, von dem er sich aber bald erholte.

Adam vergrößert auch seine Besitzungen im einem beachtlichem Ausmaß: 1644 kauft er die Herrschaft Bernstein mit Pinkafeld, außerdem ist er Herr über Körmend, Csákany, Schlaining, Rechnitz, Neuhaus und St. Gotthard, etc. Alleine die Herrschaft Güssing umfasst zu der Zeit ungefähr 70 Dörfer. Auch seine Bautätigkeiten sind beträchtlich: 1650 läßt er Schloss Körmend teilweise umbauen, 1658 den Südwesttrakt von Schloss Bernstein errichten, die Schlaininger Burg erweitert er um ein Stockwerk, läßt das Rechnitzer Schloss errichten, und nicht zu vergessen Kirche und Kloster mit der Familiengruft in Güssing. Hier wurde er nach seinem Tod am 15. März 1659 neben seiner Frau Aurora beigesetzt.

Adam I. ist der letzte, der alle Familienbesitzungen in einer Hand vereinigt. Er hinterläßt 5 Kinder, darunter Christoph II. und Paul I. Sie teilten sich die Güter auf, auch Güssing und Burg wird geteilt.

Diese Teilung ist der Beginn vieler weiterer Teilungen. Die beiden Brüder wurden die Begründer von mehreren Batthyanyschen Linien: die Christophsche (ältere und fürstliche) Linie und Paulsche (jüngere und gräfliche) Linie. Die drei Enkel Paul I. teilten sich wiederum in drei Linien, in den Scharfensteiner Zweig, Pinkafelder Zweig und Schlaininger Zweig. Jeweils benannt nach den jeweiligen Hauptgütern.

Die Batthyánys sind im Laufe der Zeit in Besitz des Großteils des heutigen Südburgenlandes gekommen, weiter Gebiete Westungarns, sowie in Kroatien und Slawonien. Aus heutiger Sicht ist klar, dass durch die vielen Unterteilungen sich die Batthyánys auf lange Sicht dadurch wirtschaftlich nicht gerade optimal weiter entwickeln würden.

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Graf Christoph II. (1637 – 1687)

Begründer der „älteren, fürstlichen Linie“ - war Generalkapitän von Transdanubien, K.K. Kämmerer und Rat, Obermundschenk, Obergespan von Eisenburg, Erbherr von Güssing, Rechnitz, Schlaining, Neuhaus und Bernstein. Als kommandierender General in Ungarn jenseits der Donau eroberte er im Jahre 1681 von den Türken Tata, Pápa und Vesztprém zurück. Er nahm nach der Türkenbelagerung Wiens auch an deren Verfolgung beim Rückzug teil. Er lebte bevorzugt in Schloss Rechnitz. Er hatte zwei Söhne, Adam II. und Balthasar.

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Graf Paul II. (1639 – 1674)

„Begründer der jüngeren, gräflichen Linie“ – war ebenfalls hoher Würdenträger. Er war unter anderem Erbherr von Pinkafeld, Scharfenstein, Csákany, etc.

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18.Jahrhundert

Graf Adam II. (1662– 1703)

Ist Nachfolger und Sohn Christoph II. Schon früh nimmt er mit seinem Vater an den Türkenkriegen teil. Im Oktober 1683 unterstützt er mit seinen Husaren die Eroberung der Festung von Gran. Bei der Einnahme Budas erobert Adam II. mit seinen 1200 Husaren 12 türkische Galeeren mit ungeheuren Schätzen. In Anerkennung seiner Taten wird er Inhaber eines Regiments und zum General und Oberbefehlshaber an den Grenzgebiete um Kaniza ernannt. 1693 wird er Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien.

Adam II. vermählte sich am 25. November 1692 mit Eleonore Gräfin Strattmann (1677 – 1741). Die Gräflich Strattmannschen Güter werden mit denen des Hauses Batthyány vereinigt.

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Gräfin Eleonore Strattmann (1677 – 1741)

Adam II. vermählte sich am 25. November 1692 mit ihr. Die Gräflich Strattmannschen Güter werden mit denen des Hauses Batthyány vereinigt. Der Vater Eleonores ist Hofkanzlers Theodor Graf Strattmann, ein hoher Diplomat.

Da Adam II. sehr jung, am 26. August 1703, stirbt, übernimmt Eleonora - die ihren Mann fast 40 Jahre überlebt – zunächst die Vormundschaft der noch minderjährigen Söhne Ludwig Ernst und Karl. Eleonore ist gesellschaftlich in Wien sehr angesehen und aktiv. Sie verbindet eine enge Freundschaft mit dem Prinzen Eugen, der in Ihrem Wiener Palais und auf Schloss Rechnitz oft zu Gast ist.

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Graf Ludwig Ernst (1696 – 1765)

Ältester Sohn von Adam II. steht zunächst als K.K. Hauptmann im Kriege und kämpfte bei der Schlacht von Peterwardein und der Belagerung von Temesvár 1716. Schließlich wechselt er in den Staatsdienst. 1737 wird er ungarischer Hofkanzler in Wien. Als solcher nimmt er am Reichstag zu Pressburg 1741 teil und ergreift in einer flammenden Rede Partei für Kaiserin Maria Theresia. Er ist Obermundschenk, Geheimrat und Ritter vom Goldenen Fließ. 1751 wird er der letzte Palatin von Ungarn. 1756 stellt er ein Husarenregiment auf, das im 7jährigen Krieg zum Einsatz kommt. Neben unfangreichen Vergrößerungen seines Besitzes ist vor allem zu erwähnen, dass er nun Schloss Körmend als Verwaltungs- und Hauptsitz wählt und es großzügig umbaut. Burg Güssing wird unter seiner Hand auf Grund einer Dachsteuer teilweise abgetragen.

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Fürst Karl Batthyány-Strattmann (1697 – 1772)

Ist der zweite Sohn Adam II. Er tritt in den Militärdienst ein und nimmt mit Prinz Eugen an zahlreichen Kriegen gegen die Türken teil. 1731 wird er Inhaber eines Dragonerregiments, begibt sich 1733 zur Reichsarmee an den Rhein und nimmt am Türkenkrieg 1737/39 teil. Zum General befördert, bekleidet er bis 1741 die Stelle eines Ministers in Berlin, ist schließlich Gouverneur in Bayern mit Sitz in München und wird bevollmächtigter Minister in den Niederlanden. Sodann holt ihn Kaiserin Maria Theresia 1748 nach Wien zurück, wo er Erzieher ihres Sohnes Josef II. wird.

1763/64 wird er von Kaiserin Maria Theresia in den Fürstenstand erhoben.

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Graf Joseph (1727 – 1799)

Wurde 1751 zum Priester geweiht, war Domherr von Gran, Probst in Szombathély (Steinamanger)  und Pressburg. 1759 wurde er Bischof in Siebenbürgen, 1760 Erzbischof von Kalocsa und schließlich 1776 Kardinal und Fürstprimas von Ungarn. Er war ständiger Berater der Kaiserin Maria Theresia und ein wichtiger Vermittler zwischen Papst Pius VI. und Josef II. Als solcher galt er als glänzender Aussöhner und Förderer der Beziehungen zwischen Kaiserhaus und Papst. Er wurde als das „Orakel seiner Zeit“ gesehen.

Ebenso herausragend waren seine sozialen und bildungspolitischen Maßnahmen in seinen Diözesen. So sorgte er durch zahlreiche Schulgründungen für eine Verbreitung des Unterrichts, gründete die Vaterländische Bibliothek, errichtete das Primaspalais in Pressburg etc. – „Wir haben einen großen Mann verloren“, soll Kaiser Franz I. auf die Nachricht seines Todes 1799 festgestellt haben. Sein Nachfolger war Karl Ambrosius von Österreich-Este.

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Graf Theodor (1729 – 1812)

Übernimmt von seinem Vater die Herrschaft Bernstein. Hier, auf den eigenen Gütern, kann er im betriebenen Bergbau seinen besonderen technischen Neigungen nachgehen. Ebenso gilt sein Interesse den Manufakturen. So erwirbt er beispielsweise die K. K. Metallwaren- und Messingnadelfabrik in Lichtenwörth bei Wiener Neustadt. Sowohl in Bernstein als auch in Tatzmannsdorf werden Versuche zur Gründung von Tuch- und Bandfabriken unternommen. Theodor kauft weitere Herrschaften für seine Unternehmungen. Seine Betriebe zählen schließlich zu den chemischen Großbetrieben Ungarns. Im Alter siedelt er sich auch in Kärntner Bergbaugebieten an.

Theodor interessiert sich auch für alle technischen Neuerungen, besonders auch für den Schiffsbau. 1797 stellt er in Wien ein „Stromaufwärtsfahrzeug“ vor, dessen Fahrt bei der Brigittenau beginnt. Dieses damals außergewöhnliche Ereignis ist in zahlreichen Stichen festgehalten.

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19. Jahrhundert

Graf Ignaz (1741 – 1798)

Ist ein bedeutender Kirchenrechtler und Gelehrter und durch sein Mäzenatentum für die Wissenschaft, seine schriftstellerische Tätigkeit und seine Wohltätigkeit in Siebenbürgen besonders bekannt.

Nach seinem Studium in Tyrnau und Pest und seiner Priesterweihe in der Graner Erzdiözese wird er nach Rom gesandt. Dort leitet er die Bibliothek Collegio Apollinare. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn wird er Bischof von Siebenbürgen. In Alba Iulia gründet er eine Sternwarte, eine kleine Gelehrtenakademie und stiftet eine bedeutende Bibliothek, das so genannte „Batthyaneum“. Hier wird noch heute der erste Teil des berühmten Lorscher Evangeliars (aus dem Jahr 810) aufbewahrt.

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Graf Lajos (1807 – 1849)

Ist der erste Ministerpräsident Ungarns. Er übernimmt 1845 die Spitze der Opposition in Ungarn, wobei er strikt die Linie der Gesetzmäßigkeiten und den ständigen Kontakt zu Wien hält. Am 17. März 1848 - nachdem 2 Tage zuvor auch in Pest die Revolution ausgebrochen war - erteilt Kaiser Ferdinand seine Zustimmung zu einem „unabhängigen und verantwortlichen Ministerium“. Ludwig (Lajos) Batthyány wird zum ersten Ungarischen Ministerpräsident bestellt. Am 7. April 1848 wird seine Ministerliste vom Kaiser bzw. König bewilligt. Dennoch gelingt es nicht die zwiespältige Haltung zu Ungarns Selbstbestimmung aufzugeben, auch werden gemachte Zugeständnisse wieder zurückgenommen. Schließlich tritt Ludwig am 2. Oktober 1848 als Ministerpräsident zurück. Eine Delegation von Ungarn, entsandt zu Fürst Windisch-Graetz, möchte annehmbare Bedingungen für einen Frieden aushandeln. Von Windisch-Graetz erfährt Ludwig schließlich von der Konfiszierung seiner Güter und seiner beweglichen Habe. Ludwig begibt sich zu seinem Schwager Graf Károlyi, wo er am 8. Jänner 1849 auf massives Betreiben des Grafen Haynau verhaftet wird. Er selbst lehnt mehrere für ihn geplante Fluchversuche ab, da er von seiner Unschuld überzeugt ist. An einer Stelle seines Transportes versucht ihn die Bevölkerung zu befreien, was Ludwig aber, um Blutvergießen zu verhindern, selbst verhindert. Am 30. August 1849 wird das Urteil „Tod durch den Strang“ ausgesprochen. Seine Gemahlin bringt ihm am Vorabend seiner Hinrichtung einen Dolch, mit dem er sich, da er nicht wie ein Verbrecher von den Habsburgern gehängt werden will, die Halsschlagader aufzuschneiden versucht. Diese Selbstverletzung fügte ihm eine schreckliche Wunde zu und bewirkte, dass er statt erhängt, am 6. Oktober 1849 erschossen wird.

Die Hinrichtung löst weltweite Empörung aus. Mit Lajos fanden an dem Tag noch weitere 13 Generäle den Tod. Der 6. Oktober 1849 gilt seitdem in Ungarn als nationaler Trauertag. Sein Leichnam wird nach einigen Tagen in der Krypta der Pester Franziskanerkirche beigesetzt. Nach dem Ausgleich mit Österreich wird er am 9. Juni 1870 im Kerepeser Mausoleum der Hauptstadt feierlich bestattet. Am Ort seiner Hinrichtung brennt bis heute ein ewiges Licht zur Erinnerung an den ungarischen Märtyrer.

Die Beziehungen der Batthyánys zum Hause Habsburg waren seit diesem schrecklichen Ereignis überschatten.

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Graf Kasimir (1807 – 1854)

Galt als „Republikaner mit Stammbaum“, ist ein äußerst gebildeter, hervorragender Redner, ungarischer Patriot. Er errichtet auf seinen Gütern Kinderbewahranstalten und Schulen. Die Ungarische Akademie beschenkt er mit einer Bibliothek. Bei der Ungarischen Revolution von 1848 tritt er als Freiwilliger auf und ficht an führender Stelle an der Südfront. Nach der Ausrufung von Ungarns Unabhängigkeit ernennt ihn Kossuth - obwohl er sich dagegen sträubte - zum Außenminister. Nach dem unglücklichen Ende der Revolution gelingt ihm schließlich die Flucht nach Paris, wo er auch stirbt. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts werden seine sterblichen Überreste nach Ungarn überführt.

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Fürst Philipp Batthyány-Strattmann (1781 – 1870)

Ist ein großer Förderer der Künste und wegen seiner Wohltätigkeit und Menschenfreundlichkeit außergewöhnlich beliebt.

Unter seiner Wirkungszeit wird beispielsweise in Güssing ein jüdischer Tempel errichtet, die Familiengruft erneuert, ein städtischer Ziegelofen errichtet etc.. Auch in Körmend, der damaligen Hauptresidenz, ist Philipp wegen seiner zahlreichen Stiftungen sehr beliebt. Unter anderem unterstützt er auch den Bau des Wiener Musikvereins. In niederösterreichischen Trautmannsdorf an der Leitha läßt er ein prächtiges Schloss erbauen etc. Im Jahre 1870 ruft er die Fürst Philipp Batthyánysche Stiftung zur Erhaltung der Güssinger Burg, des Klosters und der Familiengruft, ins Leben. Bis zum heutigen Tag wird die Burg von dieser Stiftung, jeweils mit dem Fürsten der Familie als Kurator, geführt.

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Gräfin Franziska (1802 – 1861)

Geb. Gräfin Széchényi, gründet 1851 nach dem Tod ihres Mannes, Graf Nikolaus, in Pinkafeld ein Nonnenkloster mit Schule, Spital und Waisenhaus. Sie bekennt sich durch ihre persönliche Geisteshaltung und ihr soziales und karitatives Wirken zu einer Erneuerung des Christentums. Ihr Haus in Pinkafeld ist Sammelpunkt der Wiener Romantiker um Klemens Maria Hofbauer. Schließlich tritt sie selbst in das von ihr gegründete Kloster ein.

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Graf Franz (1804 – 1869)

Beweist viel Geschäftssinn indem er die Badeanstalten von Bad Tatzmannsdorf, die seit dem Palatin Ludwig Ernst Batthyány (1696 – 1765) im Besitz der Familie sind, zu neuer Hochblüte bringt. Unter Franz entsteht u.a. eine Reihe neuer Bauten, die dem Kurort ein neues Erscheinungsbild geben.

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Graf Karl (1817 – 1892)

Ist ein weiterer Wohltäter der Familie und sieht sich den bedürftigen Menschen besonders verpflichtet. Beispielsweise verköstigt er die Armen in seiner Stadt täglich zu Mittag im Kastell. Alle Angestellten auf seinen Gütern dürfen Vieh zur eigenen Verwendung halten. Und er sorgt sich um die Ausbildung ihrer Kinder. Zum Jahreswechsel beschenkt er alle christlichen Bedürftigen der Stadt mit 50 Gulden.

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Fürst Ödön Batthyány-Strattmann (1826 – 1914)

Verbringt den Großteil seines Lebens in England. Bereits sein Vater, Gustav, war im Viktorianischen England eine prominente Persönlichkeit gewesen. Er ist u.a. ein großer Pferdeliebhaber – und stirbt schließlich, als am Rennplatz in Newmarket eines seiner Pferde ein Rennen gewinnt, an den Folgen eines Herzinfarkts.

Fürst Edmund ist der erste Katholik, der es schafft in der Eliten Schule Eaton als Schüler aufgenommen zu werden. Als begeisterter Segler ist er Mitglied des Royal Yacht Club und gewinnt zahlreiche Wettbewerbe. Er ist Kämmerer des österreichischen Kaisers in England und Attache an der Österreichischen Botschaft in London. Gegen Ende seines Lebens zieht es ihn schließlich zurück in seine ungarische Heimat, wo er auf Schloss Körmend sein  zu Hause findet und auch als großer Wohltäter aktiv ist.

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Fürst Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann (1870 – 1931)

Der 7. Fürst, auch „Arzt der Armen“ genannt, wird am 23. März 2003 von Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen. Er gehört zu den besonders außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Batthyány. Nach seinem Tod schreibt Nuntius Schioppa an den Heiligen Vater über ihn: „Die Leute halten den Fürsten für einen Heiligen. Ich kann Eurer Heiligkeit versichern, dass er es ist.“

Batthyány-Strattmann war ein Arzt der Armen. Mit 25 Jahren entschließt er sich - für seinen gesellschaftlichen Umkreis unüblich - einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen und mit dem Studium der Medizin zu beginnen.

1898 errichtet er aus eigenen Mitteln nahe seines Schlosses im nordburgenländischen Kittsee (damals Ungarn) ein modernes Krankenhaus. Durch sein Vermögen, von dessen Einkünften er mehr als zwei Drittel für „seine Kranken“ aufwendete, will er viel Gutes tun. Er behandelte täglich 100 Patienten. Dabei fühlt er sich selbst bloß als Werkzeug Gottes und will bewusst als Arzt der Armen nicht nur den Körper, sondern auch die Seele heilen. Er nimmt kein Honorar an, bezahlt häufig die verschriebenen Medikamente selbst und kommt sogar für die Reisekosten seiner Patienten auf. Er möchte mittellose Menschen aufnehmen, sie kostenlos behandeln, ihnen liebenden Beistand und Hilfe geben.

1915 zum Fürst und Chef der Familie Batthyány geworden, verläßt er infolge des Friedensvertrages von Trianon das Krankenhaus Kittsee, das fortan weiter besteht, und übersiedelt mit seiner großen Familie auf den Hauptsitz Schloss Körmend nach Ungarn, wo er sofort ein weiteres Krankenhaus einrichtet. Neben seiner anstrengenden Arbeit führt er ein vorbildliches und christliches Familienleben. Seiner Ehe mit Gräfin Maria Theresa Coreth entstammen 13 Kinder.

1931 stirbt der tieffromme Mediziner und Familienvater. Seine letzte Ruhestätte findet er in der Batthyányschen Familiengruft unter der Klosterkirche von Güssing. Der „Arzt der Armen"“war im Ruf der Heiligkeit gestorben. In seinem Testament schreibt er : „Als eine der Hauptaufgaben meines Lebens habe ich mir zum Ziel gesetzt, mit meiner ärztlichen Tätigkeit der leidenden Menschheit zu dienen und auf diesem Wege Dinge zu vollbringen, die Gott wohlgefällig sind. … Diese Arbeit war der Quell unzähliger Gnaden und all der geistigen Freude, welche in meiner Seele und in den Seelen eines jeden meiner Familienmitglieder herrschte. Aus diesem Grunde danke ich - wie stets in meinem Leben - auch an dieser Stelle meinem Schöpfer aus tiefstem Herzen, dass er mich zum Arzt berufen hat. - Wenn ihr glücklich sein wollt, macht andere glücklich.“

1915 ändert Ladislaus den Wappenspruch der fürstlichen Linie der Batthyány von „Fidelitate et Fortitudine“ (mit Treue und Tapferkeit) in „Fidelitate et Caritate“ (mit Treue und Liebe).

Graf Ervin (1877 – 1945)

Gilt als Freidenker und gründet 1905 auf seinen Ländereien eine Anarchisten-Schule. Er selbst ist kurze Zeit sogar Mitglied der sozialistischen Partei und empfindet Sympathie für die Kommunisten. Erwin verteilt seine großen Länderein bei Bögöte in Ungarn an Tagelöhner und nimmt zeitweise deren Alltag und Lebensart an. In London lernt er 1910 den russischen Anarchisten Peter Kropotkin kennen. Er ist Herausgeber verschiedenster Zeitungen und Zeitschriften - unter anderem des Journals „Társadalmi Forradalom" (soziale Revolution). Erwin stirbt in England.

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Graf Gyula (1887 – 1959)

War ein bedeutender Maler und Künstler. Er studiert an der Kunstakademie in Budapest, später in München. Er besucht ebenso die Julian Akademie in Paris und arbeite in Florenz und Neapel und in vielen anderen Städten Europas. Nach dem Ersten Weltkrieg lebt er zeitweise in den USA und England und bereiste Asien, Ägypten, Tunesien und die Kanarischen Inseln.

Gyula gründet einen Kreis für Künstler auf seinem Gut in Bicske (Ungarn) und ist Co-Direktor einer Kunstschule für Maler in Eger und Pécs. Er ist auch für das Budapester Nationaltheater tätig (Bühnenbild, Kostüme, Illustrationen).

Nach dem 2. Weltkrieg bleibt er aus Patriotismus in Ungarn, wird enteignet und muss unter den Kommunisten 5 Jahre ins Gefängnis. In Polgárdi (seit 1398 im Familienbesitz gewesen und ursprünglicher Abstammungsort der Batthyány) setzt er sich schließlich zur Ruhe.

Heute sind seine Werke am Kunstmarkt sehr begehrt, seine Gemälde und Graphiken können in der Ungarischen Nationalgalerie bewundert werden. Er gilt als ein wichtiger Vertreter des ungarischen Expressionismus.

Fürst Ladislaus Anton (1904 - 1966)

Geboren am 23. Juni 1904 in Kittsee und der älteste Sohn des Seligen Ladislaus, heiratete am 21. September 1935 Antoinette Prinzessin zu Windisch-Graetz.

Er war Päpstlicher Geheimkämmerer und Ritter des Ordens vom Goldenen Fließ, sowie Ehren- und Devotionsritter des Souveränen Malteser Ritter Ordens. Wie viele Verwandte und auch andere Familien hatte der Fürst den Großteil seines Vermögens unter der Machtergreifung der Kommunisten in Ungarn nach Ende des 2. Weltkrieges verloren. So wurde auch Schloss Körmend von den Kommunisten sehr in Mitleidenschaft gezogen, vieles zerstört und geplündert.

Der Fürst musste nun danach trachten – wie viele seiner Standesgenossen - seiner Familie in Österreich eine neue Zukunft zu ermöglichen.

Die innige Verbindung zum Ungarischen Vaterland blieb aber immer bestehen, auch wenn sie zeitweise eine schwierige war. So war das fürstliche Paar auch im Zuge der Ungarnhilfe während des Ungarnaufstandes 1956 von Österreich aus sehr aktiv tätig. Fürstin Antoinette war schließlich auch Präsidentin des von Ihrer Schwiegermutter, gegründeten St. Stephans Verein in Wien, der bedürftige Ungarn karitativ unterstützt und bis heute auch jährlich den beliebten Ungarnball organisiert.